Brünn, 26. Juli 2003

Von einem Koch, der keiner ist und nebenbei Rennen gewinnt

Die Ausgabe 2003 der Gunti Racing Plauschwoche in Brünn startete unter optimalen Bedingungen in den Montag. Mit mehr als 30 Grad Lufttemperatur und über 50 Grad Asphalttemperatur musste jedenfalls kein Rennfahrer werweissen, ob er Regenreifen für sein Reislein in die Tschechei hätte einpacken sollen.

Dass der Himmel am Mittwochnachmittag seine kurztfristig aufgezogenen bleiernen Regenwolken dann doch über der Piste ausschüttete, vermochte auch die wenigsten zu stören. Im Gegenteil: die Abkühlung schien weit herum willkommen, zumal jedermann und jede Frau während sechs Tagen soviel zum Fahren kommt, dass man einen halben Tag Ausfall ohne Seelenschmerz verkraftet.

Schmerzlicher präsentierte sich da schon der Freitagmorgen. Die ganze Nacht über hat es aus allen Kübeln gegossen und der Morgen präsentierte sich von der Optik her (nicht von den Temperatauren) wie im unwirtlichen November. Einige Leichtverwirrliche veranlasste das sogar, frühzeitig die Heimreise anzutreten. Sie wollten partout nicht einsehen, dass der Wetterbericht für Samstag erneut einen strahlend schönen Tag angesagt hatte und damit auch Recht behalten sollte.

Der verregnete Freitag schmerzte aber einige deshalb, weil an diesem Vormittag das Zeitraining für das 3-Stunden-Rennen vom Samstag angesetzt war und deshalb mit Regenreifen ausrücken musste, wer sich einen guten Startplatz für den Wochenhöhepunkt herausfahren wollte. Davon aber später.

Peter Schmitter in Super-Pole-Manier auf den ersten Startplatz

Erstes Highlight war am wunderschönen, nicht zu heissen Donnerstagvormittag das Zeittraining für die Sprintrennen. Peter Schmitter hatte vor diesem Qualifying im lockeren Gespräch erzählt, ihm gefielen jene Qualifyings am besten, bei denen eine Super-Pole ausgetragen werde, wo also die acht oder zehn schnellsten Fahrer auf einer einzigen fliegenden Runde die Startaufstellung unter sich ausmachten, "weil sich dort zeigt", so Schmitter, "wer auf Kommando eine schnelle Runde abdrücken kann."

In genau dieser Manier holte sich Schmitter dann auch die Pole für die Klasse über 750 ccm. Er fuhr im 15-minütigen Qualifying mit seiner excellent getunten Suszuki GSX-R 1000 nur eine einzige fliegende Runde, knallte dabei mit 2:12.378 die schnellste Runde überhaupt auf den Asphalt und verabschiedete sich dann wieder in die Box. Ebenfalls mit 12er-Zeiten empfahlen sich der Deutsche Armin Kopp (2:12.755) und der Österreicher Ossi Niederkircher (2:12.899) für die erste Startreihe. Komplettiert wurde die Frontlinie durch Ossis Landsmann Alois Langmann (2:13.541). Alle übrgens auf Suzuki unterwegs

Der Leader der Superstock Schweizermeisterschaft, Roger Bantli, musste seine Yamaha R1 mit 2:13.677 in der zweiten Reihe parken. Dabei durfte er auf die Grosszügigkeit von Felix und Heidi Harzenmoser zählen. Er hatte sich nämlich nicht für das Rennen angemeldet, sich dann aber einfach ins Qualifying gemischt. Kompromissbereit liessen die Veranstalter den Robin Hood der Schweizer Töffrennszene also ausser Konkurrenz am Rennen teilnehmen. Der sonst siegverwöhnte Edgar Schnyder musste sich auf einer seriennahen Ducati 999 mit 2:15.134 mit dem achten Platz zufrieden geben.

Roger Bantli im Supermotardstil durch die erste Kurve

Zwölf Startreihen waren gefüllt beim Rennen der Kategorie über 750 ccm. Peter Schmitter liess nichts anbrennen, setzte sich von Beginn weg ab und gewann das Rennen souverän. Dabei fuhr er die schnellste Runde der ganzen Woche gleich zu Beginn des Rennens mit 2:10.167. Direkt hinter Schmitter kam Roger Bantli ins Ziel. Er hatte den Start zwar völlig verhauen, schoss dann aber in Supermotard-Manier in der ersten Kurve durch fast das ganze Feld vor ihm.

Der Motorrad- und Snowboardhändler Ossi Niederkircher wurde auf der Suzuki GSX-R 1000 Zweiter (weil Bantli ja ausser Konkurrenz gestartet war). Armin Kopp musste sich mit dem dritten Platz zufriedengeben. Beide legten dabei 11er Zeiten vor.

Steigern konnte sich dagegen Edgar Schnyder. Als Sechster bog er in die erste Kurve, dicht gefolgt von Motoracing-Man Franz Scherrer. Während Schnyder aber seine Rundenzeiten von 15er-Zeiten im Zeittraining auf 13er im Rennen herunterschrauben konnte und dafür schliesslich mit Rang 4 belohnt wurde, vermochte Scherrer den verschärften Pace nicht mitzugehen und musste schliesslich mit Platz 10 zufrieden sein.

Jörg Affolter und Alois Langmann wurden beide mit 13er Zeiten hinter Schnyder 5. und 6. Ganz gross setzte sich Peter Koch von Pekos Reifenservice in Szene. Weil er im Zeittraining in der ersten fliegenden Runde gestürzt war, hatte er das Rennen aus der hintersten Startreihe in Angriff zu nehmen. Das hielt Koch aber nicht davon ab, im nur über 10 Runden führenden Sprintrennen auf den siebten Platz vorzustossen und dabei ebenfalls 13er Zeiten vorzulegen.

Jonny Dietrich, der von seiner 750er Suzuki auf diese Saison hin auf die 1000er GSX-R umgestiegen ist, wurde hervorragender Achter vor Marcel Roninger ebenfalls auf Suzuki. Wie Scherrer fuhren die beiden ihre schnellste Runde in den 14ern.

Um sich unter den ersten 20 zu platzieren, musste man in der Kategorie der Big Bikes Zeiten unter 2:20 fahren.

über 750 ccm: Koch gewinnt das zweite Rennen und damit den Gunti-Cup

Das Sprintrennen der Klasse über 750ccm am Freitagnachmittag konnte auf Slickreifen ausgetragen werden. Die Piste war nach dem Rennen der 600er- und der 750er-Klasse soweit abgetrocknet, dass die schnellsten Piloten ihre Runden in 13er und 14er Zeiten drehen konnten. Am besten wurde Peko Koch mit den schwierigen Verhältnissen fertig. Er gewann das Rennen souverän, während Vortagessieger Peter Schmitter, der mit einem Regenreifen vorne ausgerückt war, das Rennen nach einer Runde aufgab, weil die Piste für Regengummis viel zu trocken war. Hinter Koch klassierte sich Alois Langmann als Zweiter. Heinz Kramer, der mit 2:13.786 die schnellste Rennrunde drehte, wurde Dritter, Ossi Niederkircher Vierter.

Edgar Schnyder als Fünfter wurde seinen Schatten, Benjamin Thut, übers ganze Rennen nicht los. Thut war als Kunde von Schnyder nach dessen Angaben erstmals auf einer Rennstrecke. Wenn das stimmt, hat da einer jahrelang sein Talent vergeudet...

750 ccm: Nur 19 Fahrer am Start

Dass die 1000er-Bikes immer handlicher und damit renntauglicher werden, zeigte sich am relativ kleinen Feld von 750ern. Nur 19 Piloten traten in der ehemaligen Superbike-Klasse zum ersten Sprintrennen bei optimalen Bedingungen am Donnerstag gegeneinander an. Am Freitag auf der leicht feuchten Piste wagten sich gar nur 8 Piloten an den Start.

Beide Rennen dominierte und gewann Rico Steinemann. Am Donnerstag auf trockener Piste wurde der deutsche Kollege Klaus Hummel Zweiter. Dahinter setze sich der Zürcher Urs Becker mit seiner angejahrten Yamaha OW 01 gross in Szene. Vierter wurde der Österreicher Edwin Marte. Ganz eng gings zwischen den beiden Suzuki-Fahrern Torsten Eickhoff und Peter Kern her. Eickhoff schnappte Kern schliesslich den fünften Platz nur gerade um 3 Zehntelsekunden weg. Urs Fröhlich vom ORM-Team wurde guter Siebter.

Im zweiten, feuchten Rennen musste sich Hummel nicht nur von Steinemann geschlagen geben, sondern auch von Carlo Lischi, der tags zuvor auf trockener Piste nur Elfter geworden war. Urs Becker holte sich als Vierter den zweiten Pokal. Torsten und Jens Eickhoff belegten geschlossen die Ränge 5 und 6, vor Harald Tschol und Urs Fröhlich.

600er-Klasse und 250er gemeinsam unterwegs

Wie bei Gunti üblich bilden die 250er und die 600er ein Rennfeld. 26 Fahrer waren am Start, 7 bei den 250ern, 19 bei den 600ern. Patrick Keller legte mit dem Sieg im ersten Rennen den Grundstein zum Sieg im Gunti-Cup. Mit Platz 3 im zweiten Rennen bestätigte er die gute Leistung. So genügte Walter Leuenberger, der am Donnerstag Vierter geworden war, auch der Sieg im feuchtnassen Rennen vom Freitag nicht, um Keller noch den Cupsieg streitig zu machen. Kurt Maehr wurde im ersten Rennen Dirtter, im zweiten Zweiter, was für die Cup-Wertung schliesslich mit Rang 3 belohnt wurde. Die einzige Frau im Feld, Uschi Bucher, wurde am Donnerstag 15. Auf das Regenrennen am Freitag verzichtete sie.

Bei den 250ern siegte zweimal Jens Engelhardt mit jeweils mehr als einer Minute Vorsprung. Dominic Mahr wurde im Trockenen Zweiter, im Regen Dritter.

Rennen für Frauen und Einsteiger

Wie gewohnt gibts bei Gunti am Samstag ein Rennen für Einsteiger und Frauen, die ja jeden Tag auch ihre gesonderten Trainingseinheiten geniessen dürfen, ohne von den rasanten Rennfahrern ins Bockshorn gejagt zu werden. Bei den Damen wurde der Sieg zwischen Gabi Seelos und Debbie Zehnder ausgefochten. Seelos auf einer 1000er Suzuki unterwegs, distanzierte Zehnder auf einer 1000er Yamaha schliesslich um 14 Sekunden.

Bei den Einsteigern hatte Mario Albrecht auf einer Ducati 916 die Nase vor Alexander Springer auf einer Aprilia Mille.

3-Stunden-Rennen: Favoriten setzen sich durch

Im Regen-Qualifying am Freitag setze Roger Bantli seine R1 mit einer Zeit von 2:30.092 gut eine halbe Sekunde vor Motoracing-Man Franz Scherrer auf die Pole. Peter Schmitter genügte eine 33er Zeit, um den letzten Startplatz in der ersten Reihe zu besetzen. Vor ihn setzte sich 600er-Fahrer Nicola Wydler.

Im Rennen übernahm das Favoriten Duo Schmitter/Koch bald die Führung und dominierte das Geschehen nach Belieben. Nach drei Stunden hatten die beiden einen Vorsprung von zwei Runden erarbeitet. Eng gings dahinter zu und her. Alois Langmann und Markus Fagerer schnappten Sami Lüscher und Marcel Roninger den zweiten Platz schliesslich nur gerade um 18 Sekunden vor der Nase weg. Das Duo Thut/Moosburger wurde auf Ducati Vierter. Die Deutsch-schweizerische Gemeinschaft Armin Kopp und Heinz Kramer holte sich Platz 5.

Dahinter folgten als 6. und 7. die beiden Aspiranten auf den Sieg in der Klasse bis 600 ccm. Christian Rüegg und Roger Grünenfelder distanzierten Patrick Keller und Roger Gränicher schliesslich um gerade mal 15 Sekunden.

Als gesamthaft 8. und in der Klasse über 750 6. trafen Chrigel Jenni und Franz Scherrer im Ziel ein, die sich trotz je einem Sturz so weit vorne klassieren konnten. Die Sieger der Klasse bis 750 ccm, Klaus Hummel und Rico Steinemann, erreichten das Ziel als Zehnte. Ihr Vorsprung auf die direkt nachfolgenden Zweiten ihrer Kategorie, Harald Tscholl und Peter Kern betrug gar nur 9 Sekunden.

Resultate